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Das Spiel

Vor einigen Jahren gab es ein kleines kooperatives Onlinespiel
indem es darum ging als zweier Team (BLAU und ROT)
ein vorgegebenes Ziel zu erfüllen, indem man gegnerische Gebäude eroberte.
Die besondere Eigenart des Spiels war, dass es zwei sich abwechselnde Zyklen gab.
Beim Nachtzyklus war es wichtig die Basis zu verteidigen und
beim Tagzyklus griff man gemeinsam den Gegner an.

Der blaue Spieler hatte diesen Eigenart nicht erkannt
und griff auch in der Nacht an. So verlor er wertvolle Einheiten
und Ressourcen. Diese fehlten natürlich am Tag.
Der rote Spieler spielte indes ganz normal weiter.

Irgendwann wurde der blaue Spieler sauer, da er dachte eine
Niederlage wäre unausweichlich. Sein Kamerad war offensichtlich besser als er.
Aber das war dieser nicht, Rot nutzte lediglich die Regeln des
Spieles geschickter, da er diese erkannt hatte. Spieler Blau begann nun
aus Frust seinen Teamkameraden anzugreifen. Nun wurde es
wirklich kritisch für beide, denn es gab nur eine gemeinsame Niederlage
oder einen gemeinsamen Sieg.

Jedoch Rot reagierte seltsamerweise weder mit Vergeltung noch mit
Verteidigung gegen Blau, stattdessen konzentrierte sich Rot nur auf das Spielziel.
Er bündelte seine verbliebenen Kräfte darauf. Kurz bevor die Zeit abgelaufen war erreichte
Rot das Ziel und das Spiel war gewonnen - für beide Spieler.

© Rico Weinert 2021

Der Hirsch

Es war einmal ein ausgezehrter und hungriger Jäger, dieser streifte mit schwerem Rucksack
im hohen Schnee umher, um einen Hirsch zu erlegen. Der Hirsch war so gewaltig und groß,
dass er den Jäger sicher über die kalte Jahreszeit bringen würde mit seinem Fleisch.
Der Jäger nahm die Fährte auf und suchte Tage und Wochen nach frischen
Spuren des Hirsches. Aber wie sehr er sich auch bemühte und seinen Hunger zu unterdrücken versuchte,
die Vorstellung diesen gewaltigen Hirsch zu erlegen, raubte ihm fast den Verstand.
Und so verdoppelte er seine Anstrengung. Jedoch vom Hirsch keine Spur weit und breit.
Als der Jäger kurz vor dem Hungertot stand, keinen einzigen Schritt mehr gehen konnte
und sein Rucksack ihn in den Schnee zu drückten drohte, kam ein Mönch des Weges.
Ihm klage der Jäger sein Leid und er bat den Mönch um eine letzte Begleitung.
Dieser aber bat den Jäger seinerseits seinen schweren Rucksack zu abzunehmen und zu öffnen.
Dieser war randvoll mit Brot.
 
© Rico Weinert 2020

Der Weg

Einst lebte in den Bergen ein Riese, dessen Weisheit weit bis in die fernsten Länder bekannt war.
Seine Lehre nannte man „der Weg“. Und jene die dieser Lehre folgten, berichteten
von innerem Frieden und einem ausgeglichenen Leben.
Eines Tages betrat ein Prinz die Hütte des Riesen und fragte ihn wie er die
Erleuchtung mit Hilfe der Lehre „der Weg“ erlangen könne. Der Prinz berichtete,
dass ihn die Lehre des Riesen weit gebracht habe aber eben nur zu zwei Dritteln Zufriedenheit
sein Herz erfülle. Zu einem Drittel sei er unglücklich.
Unglücklich darüber, dass die Feinde, die Mongolen,
vom Norden her sein Volk bedrohten. Er fragte den Riesen wie er Frieden mit
seinen Feinden schließen könne. Der Riese antwortete, dass der Weg an sich nicht das entscheidende
sei für unser Glück. Es ist viel mehr die Art unserer Bereitschaft den Weg zu gehen.
Dieses eine Drittel was dir fehlt sind nicht die Feinde, sondern unsere Gedanken über die Feinde.
Der wahre Feind in unserem Herzen ist die Angst, der Neid oder der Hass.
Denn dieses Jahr sind es die Mongolen die dich unglücklich machen, nächsten Jahr die schlechte
Ernte und das Jahr darauf vielleicht die Rattenplage. Schließe Frieden mit deinen Ängsten
und negativen Empfindungen und du wirst voll und ganze den Weg gehen können.
Der Prinz dankte und verabschiedete sich und wurde einer der größten Kaiser
die das Land jemals hervor gebracht hatte.

© Rico Weinert 2020

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